Content Creation
Kaum ein Begriff, kaum eine Berufsbezeichnung wird heute so inflationär für alle Arten der Medienproduktion genutzt wie „Content“ und „Content Creator“. Alle wollen den viralen Content, always-on Content, Content für den Content. Doch wenn Text, Film, Audio, Musik, also Kunst, zu Content wird, werden ihr dann nicht Zeitlosigkeit, Relevanz und Individualität abgesprochen. Schließlich sind sie ja nur Content, der von neuem Content ersetzt werden wird. Sie werden zu Medienschnipseln, für den Second und Third Screen-Konsum gedacht.
Da stellt sich die Frage, ob ein Film wie Dune II eigentlich auch Content ist. Wie siehst du das?
Story
Viel weniger geht es uns um die Semantik als das zugrundeliegende Problem, dass die Content Creation in den Vordergrund gestellt hat: Das Bedürfnis, stets aktuell und präsent zu sein, koste es, was es wolle, egal, ob relevant oder nicht.
Ja, auf eine Art und Weise ist alles Content, also Inhalt der Plattformen wie TikTok, Instagram, YouTube, der das Fernsehprogramm etc. füllt. Aber sollte es in der Kreation auch als solcher erdacht werden? Wir glauben, dass es eine Frage des Ansatzes ist, der das Endergebnis bestimmt.
Stellt man eine relevante Story in den Vordergrund, rückt der Fokus auf die Botschaft und die Emotion nicht auf das Media-Endprodukt. Auch nicht dessen Länge, Größe in Gigabyte und Monetarisierbarkeit.
Früher bestellten Kunden einen „Imagefilm“ und wollten eigentlich etwas ganz anderes. Heute bestellen sie „Content“. Beides kann zu einer irrelevanten Produktion von Medien ohne Mehrwert führen, weil grundlegende Fragen nicht gestellt und Interessen der Zielgruppe nicht beachtet werden.
Unabhängig vom Medium sollten sich bei jeder Marke die Fragen gestellt werden: Wer bin ich? Welche Story habe ich zu erzählen? Wie möchte ich dich erreichen und welche Reaktion erhoffe ich mir?
Lasst uns wieder Geschichten erzählen, statt Medien zu produzieren, um den eigenen Feed aktuell zu halten, und die Relevanz wird folgen.
Lasst uns unseren Wortschatz wieder vielfältiger machen und Content in das unterteilen, was er ist: Kunst, Musik, Podcasts, Artikel, Bücher, Film, Kino, (Video-)Essay, Storys! So wird auch den „Creators“ nicht mehr ihre Eigenschaft als KünstlerInnen abgesprochen. Schließlich geht es nicht um eine Fließbandproduktion, sondern individuelle Lösungen. Für alles andere gibt es Stock.
Und im Unterbewussten beginnen wir uns wieder mit der Frage auseinanderzusetzen, welche Art Medium und Inhalt und Form nun eigentlich die Richtigen sind, was bei der Agentur angefragt wird oder ob es trotzdem wieder heißt
„Sehr geehrte Damen und Herren,
wir brauchen einen neuen Imagefilm / Content, bitte schicken Sie uns ein Angebot.
XOXO
Mittelstands-Manfred“