A Forgotten Emergency
Alle 23 Minuten stirbt eine Frau an den Folgen eines unsicheren Schwangerschaftsabbruchs. Diese werden z. B. durch die unsachgemäße Einnahme von Kräutern oder Medikamenten oder das Einführen scharfer Gegenstände vorgenommen. Unsichere Schwangerschaftsabbrüche sind einer der fünf Hauptgründe für Müttersterblichkeit weltweit und durch medizinische Intervention vermeidbar.
Wir haben gemeinsam mit Ärzte ohne Grenzen zum Thema „unsichere Abtreibung“ kooperiert und einen Spot produziert, der emotional berührt, empathisiert und somit auf das verborgene Leid aufmerksam macht: A Forgotten Emergency
„Wenn eine Frau ungewollt schwanger ist und abtreiben möchte, dann wird sie es tun. Die Frage ist nur, unter welchen Bedingungen diese Abtreibung stattfindet. Unsere Aufgabe als Ärzt*innen, als Pflegepersonal, als Gesellschaft ist immer, diese Frau so gut wie möglich zu begleiten“, so Dr. Miguel de Sousa Mendes, Gynäkologe bei Ärzte ohne Grenzen, der sich sich seit Jahren für Frauengesundheit einsetzt.
Workflow
Dank Sponsorings von Kodak, Vantage, Cinegate und Cinegrell hatten wir u. A. die Möglichkeit, auf einer Arri235 Kamera 35mm zu drehen. Die Entscheidung analog zu drehen, wurde hierbei ganz bewusst getroffen, um das Schicksal der gezeigten Schauspielerinnen, als Repräsentantinnen für Schwangere weltweit, noch nahbarer zu machen. Im Vorfeld führten wir Interviews mit Ärzt*innen, Hebammen und Schwangeren, um die Gefühle und Gedanken der Betroffenen, aber auch die medizinischen Hintergründe möglichst gut nachvollziehen zu können.
Aufgrund der finanziellen Limitierung und der grünen Charakteristik der Produktion, überlegten wir von Beginn an, wie sich das Thema simpel, eingängig sowie kosten- und ressourcensparend, lokal in Deutschland umsetzen lassen kann. Dabei ist in einem stetigen, agilen und iterativen Prozess der Anpassung das finale Exposé entstanden, welches auf die emotionale Wirksamkeit des nicht Gezeigten setzt. Hierbei war der Autorin und ihrem Team wichtig, keine direkten Handlungen und kein Blut zu zeigen, also vor allem „Kopfkino“ zu erzeugen, um das Thema nachhaltig bei den ZuschauerInnen, in ihrem Denken, Handeln und Bewerten zu verankern. Gedreht wurde am 10. und 11. April in den Karibuni Locations Berlin, veröffentlicht wurde der Film am 13. Juni deutschlandweit auf den sozialen Kanälen von Ärzte ohne Grenzen (YouTube, Instagram, LinkedIn, Twitter). Elf Tage später, am 24. Juni wurde im Bundestag die Abschaffung des sogenannten Werbeverbots für Schwangerschaftsabbrüche beschlossen und der Supreme Court der USA hat das Grundsatzurteil zum Abtreibungsrecht „Roe v. Wade“ gekippt. Zweiteres hat unmittelbar weitreichende, teils dramatische Folgen, für ungewollt Schwangere in Amerika hervorgerufen. Durch diese politischen Ereignisse erfuhr der Film eine zusätzliche politische Brisanz.
Ärzte ohne Grenzen
Das Thema Abtreibung wird im Kontext von MSF und deren breitem medizinischem Angebot sowie Programmen zu Frauen-Empowerment und Frauengesundheit medizinisch und humanitär passend eingebettet. Ärzte ohne Grenzen behandelt die medizinischen Folgen unsachgemäßer Abbrüche täglich in ihren Projekten. Auch wenn Abbrüche stigmatisiert oder kriminalisiert sind, verhindert dies nicht, dass Menschen diese vornehmen. Vielmehr sind unsichere Abbrüche eine Folge des gesellschaftlichen Umgangs mit der Thematik. Ärzte ohne Grenzen setzt sich daher für den Zugang zu sicheren und kostenfreien Schwangerschaftsabbrüchen als grundlegende Gesundheitsversorgung ein.
Weitere Informationen zum Thema der unsicheren Schwangerschaftsabbrüche finden sich auf der Website von Ärzte ohne Grenzen.
Creative Producer: Franziska Heinemann
Regie: Juliane Taudt
DoP: Josua Stäbler
Koproduktionen Anqer & Easydoesit